Hochsensibel sein, und entspannt Weihnachten feiern? So geht`s.

Flackerndes Kerzenlicht, der Duft weihnachtlicher Gewürze, draußen fällt vielleicht sogar der erste Schnee - Weihnachten hat zweifellos seinen Zauber. Und doch ist es für viele von uns eine Zeit voller Gegensätze.

 

Wir sehnen uns nach Besinnlichkeit, aber in der Realität hetzen wir oft von einem Termin zum nächsten. Wir lieben die Atmosphäre, und sind gleichzeitig schnell überreizt von Menschenmengen, Lautstärke und all den Erwartungen, die mit den Feiertagen einhergehen.

 

Gerade für hochsensible Frauen kann diese Jahreszeit eine echte Herausforderung sein. In diesem Artikel findest Du viele Ideen, wie Du Weihnachten so gestalten kannst, dass es sich für Dich stimmig und leicht anfühlt.


1) Weihnachten einmal anders?

Sobald im Herbst die letzten Sonnenstrahlen verblasst sind, tauchen schon die ersten Schoko-Weihnachtsmänner in den Regalen auf. Kaum sind die Kürbisse verschwunden, stehen Spekulatius und Lebkuchen bereit. Radiowerbung und Fernsehspots suggerieren uns unbewusst, wie denn Weihnachten (angeblich) zu sein hat.

 

Hinzu kommt, dass unsere Kultur eine bestimmte Vorstellung vom Weihnachtsfest entwickelt hat. Daher kann es sein, dass Du Dir „komisch“ vorkommst, oder schiefe Blicke und Unverständnis erntest, wenn Du von Konventionen abweichst.

Vielleicht wünschst Du Dir insgeheim, ins Warme zu reisen?

Ein Retreat zu besuchen?


 

Oder Weihnachten ganz ruhig mit Dir allein zu verbringen?

Weißt Du was? Es ist DEIN Leben. Trau Dich, und gestalte Weihnachten so, wie Du es möchtest.

Menschen sind verschieden, und das ist gut so.

Wenn Dich Werbung auf Social Media oder im Fernsehen unter Druck setzt: schalte weg. Hör lieber in Dich hinein, was sich für Dich richtig anfühlt.

 

Löse Dich ganz bewusst von stressigen und unrealistischen Idealbildern.

2) Vorweihnachtszeit – irgendwas zwischen Vorfreude und To-do-Wahnsinn

 Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste, Geschenke sollen besorgt werden, im Job müssen noch Projekte abgeschlossen werden - als ob das Jahr unbedingt perfekt rund sein müsste, bevor wir es verabschieden.

 

Für hochsensible Frauen ist das oft eine anstrengende Mischung: Die vielen Eindrücke, die lange To-do-Liste, dazu das Gefühl, es allen recht machen zu müssen.

 

Und eigentlich ist der Winter die Zeit der Ruhe und Einkehr. Die Natur macht es uns vor:

Die Tage sind kurz, Tiere und Pflanzen haben Winterruhe, und sammeln ihre Kräfte für den Frühling.

Wie wäre es, diese Entschleunigung ganz bewusst in Deinen Alltag zu integrieren?

Das gilt besonders auch dann, wenn Du Kinder hast, denn deren Termine kommen ja zusätzlich noch zu Deinen dazu.

Hier findest Du konkrete Impulse, damit Du Dich nicht im Advent verlierst:

  • Wähle bewusst aus. Du musst nicht jede Einladung annehmen. Frag dich: Welche Treffen nähren mich - und welche rauben mir Energie? Letztere sagst Du freundlich und klar ab. (Ja, ich weiß, das klingt einfacher als es ist. Aber die Zeit mit Energieräubern zu verbringen, ist auch nicht einfacher, stimmt`s?)
  • Schaffe Pauseninseln. Trage Dir bewusst freie Zeit in den Kalender ein, so wie einen fixen Termin. Ohne freie Zeit fühlt sich die Adventszeit schnell wie ein Dauerlauf an, weil ein To do sich ans andere reiht und möglicherweise eine Feier der anderen folgt. Menschen, die eine hohe Wahrnehmungsbegabung haben, brauchen Pausen, um alles Erlebte verarbeiten und innerlich sortieren zu können.
  • Reduziere Shopping-Stress. Besorge Geschenke frühzeitig. Und: Weniger ist manchmal wirklich mehr.
    Wenn Du eine Shopping-Tour machst: Geh zwischendurch in ein Cafe und relaxe. Oder Du setzt Dich ein paar Minuten in Dein Auto, und atmest tief durch.
    Dein Nervensystem freut sich über Reiz- Reduktion. 

  • Besinne Dich auf den eigentlichen Sinn. Gerade feinfühlige Menschen spüren intuitiv, dass der oberflächliche Weihnachts-Rummel nicht wirklich einen tieferen Sinn hat, und letztlich das eigene Innere dabei nicht „genährt“ wird.
    Welchen Sinn hat der Advent für DICH? Welche Traditionen oder welche religiösen Hintergründe sind für Dich von tieferer Bedeutung? Und wie kannst Du diese Bedeutung wieder für Dich in den Vordergrund rücken, anstatt Dich von allgegenwärtigen Konsumaufrufen vereinnahmen und mitreißen zu lassen?
  • Moderate Bewegung. Mach gern Spaziergänge an der frischen Luft. Warm eingemummelt, allein oder in Gesellschaft lieber Menschen.
    Vielleicht absolvierst Du die ein oder andere leichte Sporteinheit? Sie sorgen dafür, dass Du weder körperlich noch psychisch „einrostest“ und beweglich bleibst.
    Höre auf Deinen Körper und gib ihm, was er braucht.
  • Bekömmliches Essen in verträglicher Menge. 
    Die Weihnachtszeit muss kein „Mampf-Marathon“ werden, der Dir unendlich schwer im Magen liegt.
    Achte bewusst darauf, was und in welcher Menge Du es zu Dir nimmst. Gerade die verlockend duftenden süßen Leckereien zwischendurch können schnell unbekömmlich werden, genauso wie der fette Braten.
    Auch bei der „Alkohol-Vernichtung“ musst Du nicht mitmachen, wenn Du das nicht möchtest und wenn Du weißt, dass Du es nicht gut verträgst. Lass Dich bitte von Sprüchen wie „Ach, nun stell Dich nicht so an!“ nicht einfangen.
  • Den Geschenk-Wettbewerb stoppen. Gerade hochsensible Menschen können oft mit vielen Geschenken nichts anfangen. Irgendwas geschenkt zu bekommen, nur weil das an Weihnachten so üblich ist, und irgendwas besorgen zu müssen, nur weil… Puuuuh.
    Wenn Du damit gestresst bist: Stoppe das. Sage klar und deutlich, dass Du das in Zukunft so nicht mehr möchtest. Und vor allem: Formuliere klar und deutlich, WAS Du künftig möchtest.
    Vielleicht gar keine Geschenke mehr? Oder lieber gemeinsame Zeit in Form einer Unternehmung verschenken? Oder…?

    Je klarer du im Advent Deine Grenzen ziehst, desto leichter und unbeschwerter startest Du in die eigentlichen Feiertage.

3) Das Weihnachtsfest - Dein Wohlergehen zählt auch

 Dann ist er plötzlich da: der Heiligabend. Für manche die schönste Zeit des Jahres, für andere purer Stress. Als hochsensible Frau spürst du wahrscheinlich beides. Einerseits genießt du die Wärme, das Zusammensein, die besonderen Momente. Andererseits können die lauten Gespräche, die vielen Menschen, vielleicht auch alte Familienthemen Dich schnell überfordern.

 

Lausch immer wieder in Dich hinein, und schau, wo Deine Grenzen sind. Sorge gut für Dich und Dein Wohlbefinden.

 

Du bist auch nicht für die Stimmungen und das Wohlergehen der Erwachsenen um Dich herum verantwortlich!


- Plane Besuche möglichst stressfrei

Oft ist es so, dass hochsensible Menschen nicht gerne reisen, auch wenn gerade an Weihnachten die Freude groß ist, Familienmitglieder oder Freunde wiederzusehen. Fremde Umgebung, die Reise an sich, all das kann den Stresspegel erhöhen. Überlege Dir im Vorfeld gut, welche Reise Du antreten möchtest, und wie Du dabei möglichst entspannt bleiben kannst. Hier findest Du hilfreiche Impulse zum Thema „Entspannt reisen als hochsensibler Mensch“ Lesetipp: „Hochsensibel reisen- wie Du unterwegs entspannt bleibst“  

 

- Erlaube dir Rückzug

Es ist völlig in Ordnung, zwischendurch mal Luft zu holen. Geh ein paar Minuten spazieren, zieh Dich in ein ruhiges Zimmer zurück oder atme bewusst tief durch. Ein kurzer Stopp reicht oft schon, um Dich und Dein Nervensystem zu stabilisieren.

 - Kleine Rituale helfen

Mach gern eine Atemübung, bei der Du tief einatmest, und bewusst mit leicht zusammengepressten Lippen wieder ausatmest. Instinktiv machen wir das ohne groß darüber nachzudenken, wenn wir seufzen und mit einem „Puuuuh“ wieder ausatmen, wenn etwas anstrengend war.

Mach das gern bewusst immer wieder mal zwischendurch, und achte darauf, dass Du länger aus- als einatmest. Das beruhigt Dein Nervensystem.

Du kannst Dich auch gern zwischendurch zum kurzen Händewaschen zurückziehen.

Stell Dir dabei vor, wie durch das Wasser all Deine Anspannung davon fließt.

Nach dem Abtrocknen kannst Du auch gern im Anschluss Deine Arme und Deine Beine ausschütteln, und Dir auch da wieder vorstellen, dass Stress und Anspannung dabei einfach abfallen.

 

Und auch ein genüssliches Räkeln und Strecken nach allen Seiten kann dabei helfen, dass Du Dich aus einer inneren Erstarrung befreist, und lockerer und beweglicher wirst. Das wirkt auf Körper und Gemüt gleichermaßen! Probiere es gern aus. 

 - Feiern früher verlassen

Gerade Hochsensible und Feinfühlige mit ihrer Wahrnehmungsbegabung haben irgendwann das Gefühl: „Bis hier war es schön. Aber nun ist es genug. Es reicht mir.“ Geräusche, Gerüche, Gespräche, Stimmungen: all das macht irgendwann auch müde.

Trau Dich, dann zu sagen: „Ihr Lieben, es war schön mit euch, und jetzt fahre ich nach Hause. Habt noch eine schöne Zeit miteinander, auf Wiedersehen!“

 

Ich mache es manchmal sogar so, dass ich Gastgeber im Vorfeld darüber informiere, dass ich Feiern relativ bald wieder verlasse, weil ich gern früh schlafen gehe, oder mich ausruhen möchte. So nimmt es niemand persönlich.

 - Perfektionismus loslassen

Wer sagt eigentlich, dass Weihnachten aus Fünf-Gänge-Menü, makelloser Dekoration und Dauer-Feiern bestehen muss? Du darfst das Fest so gestalten, wie es Dir entspricht. Ein gemütlicher Abend mit wenigen Menschen, ein Film auf dem Sofa, ein Spaziergang im Schnee - all das ist genauso „richtig“ wie das klassische Familienfest. Weihnachten ist kein Wettbewerb.

Und anstatt Dich beim Zaubern des perfekten Weihnachtsdinners zu verausgaben: Wie wäre es, einen Caterer kommen zu lassen, oder Familienmitglieder zu bitten, etwas mitzubringen und zu helfen?

Du musst nicht immer alles allein stemmen.

 - Konflikte charmant umschiffen

Hitzige Debatten? Muss nicht sein. Du darfst freundlich, aber bestimmt aussteigen. Ein einfaches: „Ich brauche kurz eine Pause, bin gleich wieder da“ - und schon gehst Du raus, atmest tief durch und kommst mit neuer Kraft zurück.

 

Falls Du bei Weihnachtsfeiern in oberflächliche Gespräche verwickelt wirst, mit denen Du vielleicht so gar nicht viel anfangen kannst, dann findest Du hier Ideen, wie Du Small-Talk für Dich erträglicher gestalten kannst. Lesetipp: Small-Talk- muss das sein?

 

 So bleibst Du in Deiner Mitte und ganz bei Dir, und kannst die schönen Momente wirklich genießen.


Kathrina Hof, Coach, Mentorin für hochsensible Frauen
Kathrina Hof, Coach, Mentorin für hochsensible Frauen

 

Kennen wir uns schon?

Ich bin Kathrina Hof, Coach, Mentorin für hochsensible Frauen und Fachberaterin Hochsensibilität (BIEK- Institut).

 

Als ich von meiner Hochsensibilität erfuhr, wurde mein Leben endlich leichter! Ich zeige Dir gern die Abkürzung. 



4) Weihnachten ungewollt allein?

 Vielleicht bist Du Single, oder aus anderen Gründen an Weihnachten allein.

Für Viele ist das eine schwierige Zeit, weil überall scheinbar alle glücklich im Kreise von Familien und Freunden feiern, außer man selbst. Beklemmende Gefühle von Trauer und Einsamkeit können auftauchen, und das verstehe ich total gut.

Magst Du schauen, ob Du zumindest ab und an in Kontakt mit anderen Menschen kommen könntest?

 

Vielleicht gibt es in Deiner Gegend Meetings, die von Menschen organisiert werden, denen es genauso geht wie Dir. Ein Kaffeetrinken, eine Wanderung… mit dem Hintergrund, gemeinsam Zeit zu verbringen.

Oder vielleicht magst Du schauen, ob Du bei einem Sozialträger ehrenamtlich für Bedürftige ein Weihnachtsfest ausrichten helfen kannst.

Es gibt auch Kurzreisen speziell für alleinstehende Menschen, die in der Zeit angeboten werden.

 

Überleg gern einmal, was Du brauchst und möchtest, damit Dein Weihnachten für Dich ein schönes Erlebnis wird, und dann schau, welche konkreten Möglichkeiten es gäbe.

Nur Mut, auch wenn Du etwas im Auge hast, was Du so bisher noch nie gemacht hast: Es könnte ja gut werden 😉

5) Die Zeit nach Weihnachten - Auftanken und reflektieren

 Die Zeit „zwischen den Jahren“ wurde früher traditionell genutzt, um beispielsweise zu Räuchern. Manchen ist die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag als „Raunächte“ bekannt. Nutze sie bewusst für Dich:

  • Schalte ab. Lass das Handy aus, verzichte für ein paar Tage auf WhatsApp-Gruppen oder Social Media. Die Welt dreht sich auch ohne Dich weiter - und Dein Nervensystem dankt es Dir. Unser Hirn ist für die ständige Informationsflut nicht gemacht, sie hält uns unter „Dauerstrom“ und erschöpft uns insgesamt mehr, als dass sie uns bereichert.
  • Geh in die Natur. Spaziergänge im Winterlicht können gut tun. Sie helfen, Gedanken zu sortieren, Klarheit zu finden und Kraft zu tanken.
  • Zieh Bilanz. Was war dieses Jahr gut? Was möchtest Du im nächsten Jahr anders machen? Schreib Deine Gedanken am besten auf - es macht einen großen Unterschied, wenn wir Gedanken durch das Schreiben einen Ausdruck verleihen, und damit aus dem Kopf haben. Es heißt ja auch „sich etwas von der Seele schreiben“, und genau das beschreibt es gut, finde ich. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass sich das „Gedankenkarussell“ automatisch beruhigt, wenn Gedanken aufgeschrieben oder auch ausgesprochen werden.
  • Plane Leerlauf. Gerade wenn Du viele Termine hattest, halte bewusst die erste Januarwoche frei. So startest Du gestärkt ins neue Jahr.


Mach Dir mit den Tagen nach Weihnachten ein Geschenk. Gib Dir selbst den Raum, durchzuatmen, das Jahr abzuschließen und mit neuer Energie in den nächsten Abschnitt zu gehen.

 Lass Weihnachten für Dich nicht zu einer stressigen Dauerbelastung werden. Du darfst Deine eigenen Regeln aufstellen, Grenzen ziehen und bewusst langsamer gehen.

 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du bei Deinen guten Erinnerungen an Weihnachtsfeste nicht das perfekte Dinner oder die makellose Deko im Kopf haben wirst, sondern viel eher die Herzensmomente, die schönen Begegnungen oder eine gemütliche, friedliche Atmosphäre.

 

Vielleicht fängst Du einfach mit einem der Impulse an? Und falls er nicht das gewünschte Ergebnis bringt: Auch DAS ist eine Erfahrung, aus der wir lernen können. Beim nächsten Mal weißt Du dann, was Du wirklich brauchst, und was für Dich eben nicht so gut funktioniert.

Von Herzen wünsche ich Dir, dass du diesen Dezember nicht nur „überstehst“, sondern ihn auf Deine Weise gut gestalten kannst.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0